Kurz vor den massiven Einschränkungen bei Veranstaltungen durch das Coronavirus konnte der SWV Schiltach + Schenkenzell 21 Wanderinnen und Wanderer zu seiner 1. Themenwanderung in 2020 begrüßen. Christian Stolzenberg führte die Gruppe oberhalb des Mooswaldes durch ein Waldgebiet am Moosenmättle vorbei zum Hinteren Liefersberger Hof.

Kurz vor den massiven Einschränkungen bei Veranstaltungen durch das Coronavirus konnte der SWV Schiltach + Schenkenzell 21 Wanderinnen und Wanderer zu seiner 1. Themenwanderung in 2020 begrüßen. Christian Stolzenberg führte die Gruppe oberhalb des Mooswaldes durch ein Waldgebiet am Moosenmättle vorbei zum Unteren Liefersberger Hof. Hier wurden die Wanderer bereits vom Besitzer Hardy Happle zu einer Führung durch den 400 Jahre alten Traditionshof erwartet. In einer Einführung ging er zunächst auf die Geschichte des Eindachhofes und ganz speziell auf die Tradition und Kultur der Bauernhöfe im Schwarzwald ein. Die für diese Gegend typische modulare Grundkonstruktion erlaubte einfache, ressourcenschonende Anpassungen an ganz unterschiedliche Aufgabenbereiche eines Hofbetriebes und war insofern schon damals ein „Multifunktionstalent“. Als Hardy Happle 2007 den Einsiedlerhof erwarb und grundlegend restaurieren wollte, erkannte er als Architekt und Spezialist von Baukonstruktionen an seinem eigenen Hof schnell die vielen baulichen Besonderheiten, die in ihrer Gesamtheit eine funktionale perfekt aufeinander abgestimmte Einheit bilden. Er bemühte sich, möglichst alle ursprünglichen Elemente in ihrer Originalität zu erhalten. Auch die Dacheindeckung mit Holzschindeln wurde erhalten. Dieser Typ eines Bauernhofes, dessen Ursprung bis 1600 zurückverfolgt werden kann, existiert nur im Schwarzwald. So stellt dessen Erhalt ein wichtiges Kulturgut dar. Hohe handwerklichen Fähigkeiten und ein mehrere Jahrhunderte entwickeltes Wissen in einem Zusammenhang mit der Landschaft haben vor 400 Jahren einen Hof entstehen lassen, der ohne Stahl, Schrauben, Nägel und Beton bis heute Bestand hat. So erkannte der Bauforscher Happle, dass die heutige Hightech keineswegs immer der damals angewandten Lowtech überlegen ist.

 

Für eine Bewohnbarkeit sind jetzt im Innenbereich Strom, Wasseranschlüsse und Heizung unauffällig und harmonisch an die Gegebenheiten der Räume installiert worden, sodass die ganze Familie den Hof dauernd bewohnt. Alte Öfen, Utensilien und 200 Jahre altes Mobiliar erhalten jedoch noch den ursprünglichen Charakter.
Die Türfüllungen sind wie früher niedrig, sodass der Tradition entsprechend der Eintretende automatisch eine „demütige Haltung“ einnimmt.
Auch die geschwärzten Decken sind wie früher niedrig, geben aber eine gemütliche Atmosphäre wieder. Die vielen kleinen Kammern, die früher zur Herstellung der bäuerlichen Produkte oder auch als Schlafräume für das Leibgedinge dienten, sind noch vorhanden, wenngleich sie anderer Bestimmung zugeführt werden.
Die Ziegen im Außenbereich sowie auch die schön angelegte Gartenanlage mit den Zierhecken vermitteln zudem noch das bäuerliche Erscheinungsbild.

Da sich der Architekt Happle dem Erhalt Schwarzwälder Baukultur verschrieben hat, ist 2018 in einem weiteren Projekt der Kornspeicher des 1,5 km entfernten Sumhofes auf dem Gelände des Liefersberger Hofes umgezogen, bevor er seinem Verfall preisgegeben war. Hardy Happle führte die Wanderer des SWVs in den oberen Raum, der heute modern eingerichtet als Seminar-, Ausstellungs- und Mehrzweckraum dient, während die unteren Räume als Kornkammern wieder original hergerichtet und darin sorgfältig die noch original erhaltenen Kornkästen eingepasst wurden. Alle Balken und Hölzer stammen noch original aus dem Jahr 1796.

Nach einem kräftigen Applaus machte sich die Wandergruppe wieder auf den Rückweg. In der Gaststätte Heuwies trafen sich die Wanderer noch zu einem Abschluss und dankten auch dem Wanderführer für diesen gelungenen Nachmittag.