Wanderung auf dem Grenzweg zwischen dem badischen Kaltbrunn und dem württembergischen Reinerzau

Die Wanderführerin Marita Waidele lud kürzlich eine Gruppe Mitglieder und auch Gäste des Schwarzwaldvereins Schiltach-Schenkenzell zu einer kultur-historischen Exkursion nach der Gemeinde Kaltbrunn ein. Kaltbrunn, ein Ortsteil von Schenkenzell, kann nicht nur mit einer interessanten geschichtlichen Chronik, sondern auch mit einer schönen Landschaft zu überzeugen. Gruppenbild Groß
Vom Bernetshof ging es zuerst ein Stück auf dem Hansjakobweg bis zum sogenannten „Fußbrückle“ und auf der anderen Talseite aufwärts zu „Lindenwirts Berg“ mit wunderschöner Aussicht ins Vortal und auf die umliegenden Höhen, wo eine kleine Verweilpause eingelegt wurde. Der Blick dort reichte zum nahen Dürrhof, Bettelmännle, Staufenkopf bis auf die Höhen von Schramberg und Hardt.

Auf der Strecke im Kaltbrunner Tal wusste ein gebürtiger Kaltbrunner Mitwanderer viel über die Bergbaugeschichte der Täler um Kaltbrunn, Wittichen und Reinerzau zu erzählen. Er selbst hatte in seinen jungen Jahren viele wertvolle Mineralien gesammelt, die heute im Gasthof Martinshof ausgestellt sind. Weiter ging der Weg auf naturbelassenen Pfaden über das Hünernest, vorbei an vielen noch erhaltenen stattlichen Grenzsteinen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Sie wurden vor einigen Jahren von Ehrenamtlichen wieder vom Moos und Bewuchs gesäubert. So sind auch heute noch nach 200 Jahren die Jahrenzahlen und die Wappen (auf der einen Seite die von Baden, auf der gegenüberliegenden Seite die von Württemberg) sehr gut zu erkennen. Die stummen Zeitzeugen könnten viel über die historisch tief verwurzelten Konflikte und Streitigkeiten vergangener Zeit zwischen dem „Großherzogtum Baden“ und dem „Königreich Württemberg“ erzählen. Auch wenn die Traditionsfeindschaft schon lange beendet ist, haben sich beidseitige Kränkungen in ihrem Verhältnis der beiden Teile des Landes Baden-Württemberg lange erhalten.
Entsprechend der gemischten Wandergruppe aus Badnern und Schwaben verlief auch der Wanderweg zum Teil mal hüben (badisch), mal drüben (württembergisch). Vor 200 Jahren wäre dies wohl nicht problemlos möglich gewesen.
Beim Verlassen des Waldes passierte die Gruppe das „Emle“, eine wunderschöne Wiesenhochfläche zwischen Kaltbrunn und Reinerzau, wo ebenfalls die ehemalige Grenze deutlich sichtbar ist. Bei der „Frau Datsch“ (einer niedergewachsenen Kiefer mit wunderbarem Geäst) an einem schönen Rastplatz wurde ein kurzer Besichtigungsstopp eingelegt. Von der Emle ging es nun talwärts, wo die Gruppe von den Wirtsleuten eines Gasthauses zu einer gemütlichen Einkehr schon erwartet wurde. In dem Lokal konnten die vielen außergewöhnlichen Mineralien - alle sehr sorgfältig beschriftet - und die Bergbau-Utensilien, die noch bis ins 19. Jahrhundert für die Bergbauarbeiten in Gebrauch waren, besichtigt werden. Es war eine gelungene Wanderung, bei der die Gruppe ihren Beitrag zum Jubiläumsthema „70 Jahre Baden-Württemberg“ leistete.

Bildserie Grenzweg Kaltbrunn