Der Heimatwart Marcus Löffler des Schwarzwaldvereins Schiltach + Schenkenzell lud kürzlich Interessierte zu einem kulturhistorischen Spaziergang mit Klein- und Kulturdenkmälern im Kaltbrunner Tal ein. Der zur Gemarkung Schenkenzell gehörende Teilort wurde bereits im 13. Jahrhundert in historischen Quellen als Hof- und Waldarbeitersiedlung erwähnt und blickt auf eine wechselvolle Geschichte mit verschiedenen Landesherren zurück.

Dies wird deutlich, wenn man auf der Rundtour entlang der ehemaligen Landesgrenze mit schönen Aussichten in das Kaltbrunner Tal die noch vorhandenen Grenzsteine passiert. Allein in der kleinen Gemarkung Schenkenzell mit Kaltbrunn sind 490 Grenzsteine mit den Wappen des Badener Herzogtums und des Fürstentums Fürstenberg registriert und nummeriert, die von den Streitigkeiten der Adelsgeschlechter Zeugnis geben könnten. In der ehemaligen Gaststätte „Zum Georgs-Ritter“ auf dem Roßberg, die in früheren Jahren Anziehungspunkt der jungen Generation war, verlief die Grenze mitten durch die Wirtschaft.
Einen wirtschaftlichen Aufschwung erfuhr die Gemeinde durch die Errichtung des Klosters Wittichen Anfang des 14. Jahrhunderts mit ihrer großen Bedeutung im gesamten Umland sowie durch den Bergbau mit dem Abbau von Silber, Erzen und Kobalt im 15. Jahrhundert. Erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts kam der Bergbau zum völligen Erliegen.
An der Friedhofskapelle mit der historischen Glocke noch aus dem 15 Jahrhundert berichtete Marcus Löffler vom Lebenswerk des Andreas Harter, einem der schillerndsten Figuren des Ortes im 19.Jahrhundert. Als größter Waldbauer im Kinzigtal und Bauernvogt einst zu Ruhm, Reichtum und Ansehen gekommen, geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, verlor seinen gesamten Besitz und endete als armer Mann. An der Friedhofskapelle erinnert ein großer Gedenkstein aus Buntsandstein an sein Schicksal.
Entlang des Talbaches machte der Wanderführer auf einige Wegekreuze aufmerksam, die alle ihre eigenen Geschichte und Schicksale haben. Am Ende des Rundganges wartete dann des letzte Kulturdenkmal mit der Dreifaltigkeitskapelle am Bürlehof, die aus einem Gelübde des Erbauers Johann Gebele über die unversehrte Heimkehr seines Sohnes aus dem Weltkrieg gebaut wurde.

Bildserie Kulturhistorischer Exkurs 2023