Geduld hat sich ausgezahlt: Schwarzwaldverein Schiltach + Schenkenzell hat endlich eine Familien- / Jungendleiterin

 

Seit Jahren bemüht sich der SWV erfolglos um eine Familien- / Jugendgruppe und fast schon neidvoll schaute man auf den benachbarten Ortsverein Aichhalden, der mit seiner sehr erfolgreichen Jugendarbeit bereits mehrfach vom Hauptverein ausgezeichnet wurde. Geeignete Kandidaten für die Leitung gab es durchaus mehrfach, aber entweder verhinderten der Beruf oder die Familie ein Engagement. Nun endlich scheint der Durchbruch für den SWV Schiltach + Schenkenzell mit der Zusage der jungen Schiltacherin Kathrin Haberer für dieses Amt gelungen zu sein.

Eine offizielle Bestätigung auf der nächsten Hauptversammlung im März 2021 ist sicherlich nur eine Pro-Forma Sache. Als 2-fache Mutter noch kleiner Kinder und als ausgebildete Lehrerin ist sie mit ihren Pädagogikkenntnissen für den Verein eine Idealbesetzung und so lautet der einmütige Kommentar der Vorstandschaft: „das ist ja wie Ostern und Weihnachten zusammen an einem Tag“. Die beiden Vereinsmitglieder Marcus Löffler und Daniela Wöhrle, die sich seit Jahren an den Kinderferienprogrammen und Veranstaltungen des SWVs für Kinder engagierten, sagten ihre Hilfe und Unterstützung für dieses Amt zu. Mit Zuversicht schaut der Verein nun auf eine erfolgreiche Einbindung von Kindern und Jugendlichen in das Vereinsleben und damit auch in die Zukunft des Vereins.

In der Vereinsgeschichte zurückblickend wurde schon mal eine Jugendgruppe im Jahre 1958 gegründet. Auf der damaligen Hauptversammlung waren sehr viele Jugendliche anwesend und verfolgten mit Begeisterung die Gründung Ihrer Jugendgruppe. Jahrelang war dies ein Erfolgskonzept des Vereins. Der Zeitpunkt und der Grund ihrer Auflösung sind nicht überliefert worden, sicher ist jedoch eine Veränderung der Interessen bei den Jugendlichen nur ein Grund. Dies mögen Gedanken eines SWV-Mitgliedes früherer Zeit mit dem Titel „Tradition im Verein – Ballast und Bereicherung“ verdeutlichen: sein Großvater, sein Vater und nun auch der älteste Sohn hießen Friedrich Wilhelm und waren der Tradition folgend alle im SWV. Schon im frühen Kindesalter nahm ihn sein Vater mit auf seine geliebten Wanderungen, um ihn „in die Kunst des Wanderns einzuweisen“. Er selbst war nicht so sehr von dieser Kunst angetan, hatte er doch andere Interessen und Neigungen, konnte sich den Gemeinschaftswanderungen jedoch nicht entziehen. Auf Fotos aus den 30er- und 40er- Jahren sieht man sehr oft Familien nicht nur mit Kindern aus dem Vorschulalter, sondern auch älteren Jugendlichen. Dies unterstreicht die Bedeutung der Wanderungen der kompletten Familien als Abschluss und Höhepunkt der Woche in jener Zeit. Zwar kritisch, jedoch für den Verein bereichernd, sieht Friedrich Wilhelm den Verbleib von 4 beitragszahlenden Generationen, für die der Verein weder Überredungskünste noch Werbeprämien zahlen muss. Seine drastische Ausdrucksweise wirkt fremd, trifft jedoch im Kern einen Teil von Wahrheit unserer verschiedenen Epochen: „die Nachzucht neuer Mitglieder im Wege des Erbganges scheint mir nachgerade ein Wesenszug des Traditionsvereins zu sein. Sie garantiert offenbar vor allem altehrwürdigen Traditionsvereinen Überlebenschancen“.

Der Automatismus von Mitgliederzuwächsen über Generationen ist sicherlich Geschichte, eine Resignation ist dennoch nicht angebracht. Ein gut ausgebautes Wegenetz mit Hunderten von angelegten Premiumwegen, aber auch ein reichhaltiges Angebot anderer Freizeitmöglichkeiten, sowie neuer Trends bei Aktivitäten bieten den Traditionsvereinen vielfache Möglichkeit, ein abwechslungsreiches, buntes Jahresprogramm Mitgliedern und Gästen zur Verfügung zu stellen. Gerade die Zeit der Pandemie hat deutlich gemacht, wie sehr die Menschen die Geselligkeit und die sozialen Kontakte als wesentlichen Teil der Gesellschaft sehen.

Die Integration einer Familien-, und Jugendgruppe ist dabei ein Grundpfeiler für das Überleben eines Vereines. Sie bietet einen nahtlosen Übergang der Generationen und die Möglichkeit einer ausgewogenen Freizeitgestaltung. Der Schwarzwaldverein freut sich auf seine neue Familien-/Jugendleiterin und ist sicher, einen Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft getan zu haben.

5. 9. 2020

Karl-Heinz Koch